Für Optionshändler sind Volatilitätsindizes unerlässliche Werkzeuge, da sie wertvolle Einblicke in die erwarteten Preisschwankungen eines Marktes oder eines spezifischen Finanzinstruments bieten. Diese Indizes, oft auch als "Angstindizes" bezeichnet, werden aus den Optionspreisen des jeweiligen Markts berechnet und spiegeln die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich zukünftiger Schwankungen wider. Ein hoher Volatilitätsindex deutet auf erhöhte Marktunsicherheit und potenziell größere Kursausschläge hin, während ein niedriger Wert relative Stabilität und geringere Schwankungen signalisiert.
In diesem Blogbeitrag stellt Alexander Eichhorn von Eichhorn Coaching die wichtigsten Volatilitätsindizes vor, die sowohl für große Aktienindizes als auch für einzelne Aktien von Bedeutung sind. Diese Indizes sind entscheidend für die Risikobewertung, Absicherung und Spekulation in verschiedenen Finanzmärkten. Sie bieten Investoren und Händlern die Möglichkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen und sich gegen Marktunsicherheiten abzusichern.
Was ist ein Volatilitätsindex?
Ein Volatilitätsindex, oft auch als "Angstindex" bezeichnet, ist ein Maß für die erwartete Schwankungsbreite (Volatilität) eines bestimmten Markts oder eines spezifischen Finanzinstruments über einen bestimmten Zeitraum. Berechnet wird ein Volatilitätsindex aus den Optionspreisen des jeweiligen Markts.
Eigenschaften und Bedeutung eines Volatilitätsindex:
- Maß für Markterwartungen: Ein Volatilitätsindex spiegelt die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich zukünftiger Preisschwankungen wider. Er wird aus den Preisen von Optionen abgeleitet.
- Indikator für Unsicherheit: Ein hoher Volatilitätsindex deutet auf erhöhte Marktunsicherheit und potenziell größere Kursausschläge hin. Ein niedriger Wert signalisiert relative Stabilität und geringere Schwankungen.
- Absicherung und Spekulation: Investoren nutzen Volatilitätsindizes zur Absicherung gegen Marktunsicherheiten oder zur Spekulation auf zukünftige Volatilitätsbewegungen.
- Berechnung: Die Berechnung erfolgt in der Regel auf Basis von Optionspreisen. Diese Preise beinhalten die Marktteilnehmererwartungen bezüglich zukünftiger Volatilität. Zum Beispiel basiert der VIX auf den Preisen von S&P 500 Index-Optionen.
- Breite Anwendbarkeit: Es gibt verschiedene Volatilitätsindizes für unterschiedliche Märkte und Anlageklassen, z.B. für Aktienindizes, Rohstoffe oder Währungen.
Beispiel Volatilitätsindex VIX
Der Volatilitätsindex des S&P 500 (VIX) gibt die vom Markt erwartete Schwankungsintensität für den S&P 500 an. Der VIX wird anhand von Optionspreisen mit 30 Tagen Restlaufzeit auf den S&P 500 berechnet. Ein hoher Wert weist oft auf einen unruhigen (fallenden) Markt hin, während niedrigere Werte auf einen gesunden Bullenmarkt schließen lassen.
Tipp: Podcast-Folge „Wie kann man die Volatilität mit Optionen handeln?“
![Ein Mann und eine Frau sitzen mit einem Laptop auf einer Couch und diskutieren über VIX-Optionen.](https://www.captrader.com/wp-content/uploads/2024/03/CapTrader-Interesse-geweckt.jpg)
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Erstellt wird der VIX vom CBOE, dem Chicago Bord Options Exchange. Als bekanntester Volatilitätsindex hat dieser nicht nur eine große Bedeutung als Volatilitätsindex, sondern auch zur Vorhersage von Marktentwicklungen. Da der VIX-Index die “Stimmung” der Märkte widerspiegelt, kennen Marktteilnehmer diesen umgangssprachlich auch unter Bezeichnungen wie dem “Angst Index”. Der VIX-Index ist nicht direkt handelbar, es gibt aber Futures auf den Volatilitätsindex.
Es gibt mehrere Volatilitätsindizes des S&P 500, die die erwartete Volatilität über verschiedene Zeiträume hinweg messen. In der folgenden Tabelle sind die Indizes mit den entsprechenden Zeiträumen aufgelistet:
1 Tag: VIX1D
1 Monat: VIX
3 Monate: VIX3M
6 Monate: VXMT
1 Jahr: VIX1Y
Da der VIX selbst nicht gehandelt werden kann, müssen Trader den Umweg über andere Produkte gehen, um vom Volatilitätsindex zu profitieren. Hierbei werden hauptsächlich zwei Produktarten eingesetzt: Optionen und Futures.
Volatilitätsindizes für den Aktienmarkt
Für die großen Aktienindizes weltweit gibt es jeweils mindestens einen Volatilitätsindex. In der folgenden Auflistung findet ihr die wichtigsten Volatilitätsindizes für den Aktienmarkt:
VXN Nasdaq 100
Der VXN misst die erwartete Volatilität des Nasdaq 100, einem Index, der vorwiegend Technologie- und Wachstumsunternehmen umfasst. Ein hoher VXN-Wert deutet auf eine hohe erwartete Volatilität in diesem Marktsegment hin.
RVX Russel 2000
Der RVX repräsentiert die erwartete Volatilität des Russell 2000, der die 2000 kleinsten Unternehmen des Russell 3000 Index umfasst. Diese Unternehmen sind in der Regel stärker schwankend, was sich in einem tendenziell höheren RVX-Wert widerspiegelt.
VXD DJIA
Der VXD misst die Volatilität des Dow Jones Industrial Average (DJIA), einem der ältesten und bekanntesten Aktienindizes der Welt. Der VXD gibt Einblicke in die Volatilitätserwartungen für die 30 größten und bedeutendsten US-Unternehmen.
VDAX New DAX
Der VDAX New misst die erwartete Volatilität des DAX, des wichtigsten Aktienindex in Deutschland. Der VDAX New gibt Aufschluss über die Marktunsicherheit und die erwarteten Schwankungen der 50 größten deutschen Unternehmen.
VSTOXX EuroStoxx 50
Der VSTOXX reflektiert die Volatilitätserwartungen für den EuroStoxx 50, einen Index, der die 50 größten börsennotierten Unternehmen der Eurozone umfasst. Ein hoher VSTOXX-Wert deutet auf eine erhöhte Marktunsicherheit in der Eurozone hin.
VXEWZ Brasilien
Der VXEWZ misst die erwartete Volatilität des MSCI Brazil Index, der die größten und liquidesten Unternehmen in Brasilien abbildet. Dieser Index ist besonders relevant für Investoren, die in Schwellenländer investieren.
VXEEM Emerging Markets
Der VXEEM spiegelt die Volatilitätserwartungen für den MSCI Emerging Markets Index wider, der eine breite Palette von Unternehmen aus Schwellenländern umfasst. Ein hoher VXEEM-Wert zeigt erhöhte Unsicherheit und Schwankungen in den Emerging Markets an.
Volatilitätsindizes für Einzelaktien:
Volatilitätsindizes für Einzelaktien sind spezialisierte Indizes, die die erwartete Volatilität einer spezifischen Aktie messen. Diese Indizes bieten Einblicke in die Marktstimmung und die zukünftige Preisbewegungserwartung für einzelne Unternehmen:
VXAZN Amazon
VXAPL Apple
VXGS Goldman Sachs
VXGOG Google
VXIBM IBM
Volatilitätsindizes für Rohstoffe
Volatilitätsindizes für Rohstoffe sind spezialisierte Indizes, die die erwartete Volatilität bestimmter Rohstoffmärkte messen. Diese Indizes sind wertvolle Werkzeuge für Investoren und Händler, die ein besseres Verständnis der potenziellen Preisschwankungen in Rohstoffmärkten wie Öl, Gold oder Zinsprodukten suchen.
1. EVZ (EuroCurrency Volatility Index)
- Der EVZ misst die erwartete Volatilität des Euro gegen den US-Dollar. Er basiert auf den Preisen von Optionen auf den EUR/USD-Wechselkurs.
- Der EVZ gibt Einblicke in die erwarteten Schwankungen im Devisenmarkt, speziell für das Euro-Dollar-Währungspaar. Währungsschwankungen können durch politische Ereignisse, Wirtschaftsdaten oder geldpolitische Entscheidungen beeinflusst werden.
2. GVZ (Gold Volatility Index)
- Der GVZ misst die erwartete Volatilität der Goldpreise basierend auf den Optionen des SPDR Gold Shares ETF (GLD).
- Gold wird oft als sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit betrachtet. Der GVZ spiegelt die Marktstimmung und die Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Preisschwankungen im Goldmarkt wider.
3. VXGDX (Gold Miners ETF Volatility Index)
- Der VXGDX misst die erwartete Volatilität des Gold Miners ETF (GDX), der Aktien von Unternehmen beinhaltet, die im Goldminen-Sektor tätig sind.
- Die Volatilität von Goldminenaktien kann stark von der des Goldpreises abweichen, da sie auch von unternehmensspezifischen Faktoren und operativen Risiken beeinflusst wird.
4. VXSLV (Silver Volatility Index)
- Der VXSLV misst die erwartete Volatilität der Silberpreise basierend auf den Optionen des iShares Silver Trust (SLV).
- Silber wird sowohl als Industriemetall als auch als Investment genutzt. Der VXSLV reflektiert die Marktstimmung und Erwartungen bezüglich zukünftiger Preisschwankungen im Silbermarkt.
- Der OVX misst die erwartete 30-Tage-Volatilität der Rohölpreise basierend auf den Optionen des United States Oil Fund (USO).
- Bedeutung: Der Rohölmarkt ist stark von geopolitischen Ereignissen, Angebot-Nachfrage-Dynamiken und wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst. Der OVX bietet Einblicke in die erwarteten Preisschwankungen im Ölmarkt.
6. VXTLT (Treasury Bond Volatility Index)
- Der VXTLT misst die erwartete Volatilität von Staatsanleihen, insbesondere basierend auf den Optionen des iShares 20+ Year Treasury Bond ETF (TLT).
- Staatsanleihen sind wichtige Indikatoren für die allgemeine wirtschaftliche Lage und Zinsentwicklungen. Der VXTLT spiegelt die Marktstimmung und Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Schwankungen bei langfristigen Staatsanleihen wider.
Schade! Leider wurde die Berechnung einiger Rohstoff-Volatilitätsindizes eingestellt, so wird seit 2018 der Index für Mais (CIV) und Weizen (WIV) nicht mehr berechnet.
Diese Volatilitätsindizes werden von Optionen auf die Rohstoff-ETPs (nicht Futures!) berechnet! Mit diesen Volatilitätsindizes für Rohstoffe lässt sich sehr schnell erkennen, ob die implizite Volatilität für einen jeweiligen Rohstoffmarkt hoch oder niedrig ist.
![Ein Bild einer Person, die ein Mobiltelefon mit dem Text „Swing Trading Strategie“ hält.](https://www.captrader.com/wp-content/uploads/2024/03/CapTrader-Interesse-geweckt-Handy.jpg)
![](https://www.captrader.com/wp-content/uploads/2024/03/CapTrader-Interesse-geweckt-Handy-1.jpg)
Fazit – Volatilitätsindizes für Optionshändler
Volatilitätsindizes sind unverzichtbare Werkzeuge für Optionshändler, da sie die erwartete Schwankungsbreite eines Marktes oder Finanzinstruments messen. Diese Indizes, oft als "Angstindizes" bezeichnet, werden aus den Preisen von Optionen berechnet und bieten wertvolle Einblicke in die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich zukünftiger Preisschwankungen. Ein hoher Volatilitätsindex signalisiert erhöhte Unsicherheit und potenziell größere Kursausschläge, während ein niedriger Indexwert auf relative Stabilität hinweist.
Insgesamt bieten Volatilitätsindizes wertvolle Einblicke in die Marktstimmung und die erwarteten Preisschwankungen. Sie sind wesentliche Instrumente zur Risikobewertung, Absicherung und Spekulation in verschiedenen Finanzmärkten.